Titel Wilsnacker Pilgerweg Erfahrungsbericht

Unterwegs auf dem Wilsnacker Pilgerweg

Eigentlich wollten wir in den Harz. Schön mit Zelt den Harzer Hexenstieg gehen. Nun war der Winter in diesem Jahr jedoch recht hartnäckig. Und da wir kein Interesse an Survival-Training haben und uns auch nicht unbedingt beweisen müssen, dass wir auch bei Minusgraden durch ein noch von den Winterstürmen geschädigtes und total vereistes Mittelgebirge stapfen können, habe wir uns entschieden, den Hexenstieg auf schöneres Wetter zu verschieben. Da hat man dann auch einfach mehr davon…
Wilsnacker Pilgerweg
Das Symbol des Wilsnacker Pilgerwegs. Drei gelbe Punkte. - - Wilsnacker Pilgerweg
Das Symbol des Wilsnacker Pilgerwegs. Drei gelbe Punkte.
Aber raus mussten wir trotzdem. Ganz dringend! Und so schauten wir uns im Berliner Umland um und ich erinnerte mich wieder an den Rat einer Freundin: Geht doch mal den Wilsnacker Pilgerweg! Pilgern in Brandenburg! Perfekt. Da ist es dann auch fast egal, wie das Wetter ist. Berge gibt´s nicht und notfalls setzt man sich einfach in den nächsten Bus und ist relativ schnell wieder in seiner warmtrockenen Wohnung.

Osterpilgern auf dem Wilsnacker Pilgerweg

Wir hatten 5 Tage Zeit. Müsste eigentlich zu schaffen sein. Aber mal sehen, was die wintermüden Beine und Füße dazu sagen.
Brandenburger Wälder
Brandenburger Wälder

Gründonnerstag auf dem Wilsnacker Pilgerweg – von Bötzow nach Flatow (ca. 20km)

Angefangen hat unsere Mini-Pilgerreise wie jede gute Reise von Berlin aus. In der S-Bahn. Nur ging es diesmal nicht zum Flughafen, sondern nach Henningsdorf und weiter mit dem Bus nach Bötzow.
Noch im Bus ging ich meinen Rucksack nochmal durch.
Mist. Was vergessen. Klar!
Auf dem Wilsnacker Pilgerweg gibt es nicht so richtig viele Einkehrmöglichkeiten und an den Etappenzielen wollten wir in Gemeindehäusern schlafen. Wir hatten keine Ahnung, welche Ausstattung uns da erwartete und so haben wir sicherheitshalber unseren Campingkocher eingepackt. Tja, und dann haben wir das Feuerzeug vergessen.
Zum Glück fuhr der Bus am für die nächsten Tage letzten geöffneten Supermarkt vorbei. Feuerzeuge gab´s und auch noch einen Schoko-Osterhasen und – man weiß ja nie, wann es wieder was gibt – Kaffee und Kuchen am Bäckerstand. Die Verkäuferin war tief beeindruckt, dass wir nach Bad Wilsnack laufen wollen. „Das machen Sie freiwillig?! Mein Mann will am Wochenende an der Ostsee 10 km mit mir laufen! Danach brauche ich erstmal Urlaub…“
Der große Kirchenschlüssel zur Kirche in Bötzow - Wilsnacker Pilgerweg
Für uns wurde es dann aber auch wirklich Zeit und wir machten uns erstmal auf den Weg zur Bötzower Kirche, wo uns der Pfarrer winkend empfing. Er war zwar grad auf dem Sprung, doch gab er den riesigen Kirchenschlüssel vertrauensvoll in unsere Hände und so konnten wir uns ganz allein die zum Teil erhaltenen, mittelalterlichen Fresken anschauen.
Kirche Bötzow - Wilsnacker Pilgerweg
Kirche Bötzow
Mit dem letzten Glockenschlag schlossen wir dann die Kirche wieder zu und starteten Punkt 12 unseren Pilgerweg Richtung Bad Wilsnack ganz offiziell.
Der Weg führte uns durch ganz Bötzow, bis wir kurz nach dem Ortsausgang in die „Alte Hamburger Poststraße“ einbogen, die für die nächsten 12 Kilometer unsere schnurgerade Begleiterin sein sollte. Am Wegesrand tauchten immer wieder Stehlen und Blöcke aus Stein auf. Die Preußischen Meilensteine verrieten den Postkutschern früher, wie weit es noch bis zum Ziel war. Dazu gab es 3 verschiedene Steinformen. 1 Meile, 1/2 Meile und eine 1/4 Meile. Nun kann sich aber so eine Viertelmeile ganz schön ziehen… Denn man muss wissen, dass eine Preußische Meile ganze 7,53 km betrug! 
Von da an begegnete uns zwar bis Flatow kein Mensch, aber die Spuren der Zivilisation verfolgten uns auf jedem Schritt. Von schweren Autos zerfahrene Forststraßen, gefällte Bäume am Straßenrand und eine laut rauschende Autobahn erinnerten uns immer wieder an die Nähe zu Berlin. 

Als wir dann in Flatow ankamen, waren wir ziemlich geschafft. Für die Übernachtung im Gemeinderaum mussten wir noch eine Mitglied des Gemeindekirchenrates anrufen. Frau Guse kam dann auch schnell und schloss uns das Gemeindehaus neben der Kirche auf. Zum Schlafen konnten wir uns selbst Feldbetten aufstellen und es gab auch eine kleine Küche mit einfacher Kochmöglichkeit. Eine Dusche suchten wir vergebens, es gab nur eine Toilette mit Kaltwasser. Aber das war gar kein Problem. 

Im Gemeinderaum in Flatow - - Wilsnacker Pilgerweg
Im Gemeinderaum in Flatow

Nach der Einführung in unsere Schlafgemächer (der Gemeinderaum) bekamen wir noch eine kurze Kirchenführung. Dabei erfuhren wir auch Allerlei über das Gemeindeleben. So erzählte Frau Guse, dass es in diesem Jahr nur einen Konfirmanden gibt, dass der Kirchenchor manchmal mehrere Auftritte am Tag hat und sich niemand darum schert, wann die Damen dann ihren Kaffee trinken sollen und dass es jeden Sommer ein schönes Chorfest auf der Wiese vor der Kirche gibt. 
Den Abend verbrachten wir dann zwischen dem provisorischen ‚Winteraltar‘, ausgeblichenen Jahreslosungen und Zetteln mit Ankündigungen diverser Neuigkeiten im Gemeinderaum. Wir gingen früh schlafen und die Erinnerungen an meine eigene Christenlehrezeit vor vielen Jahren begleitete mich in die Träume meiner ersten Nacht auf dem Wilsnacker Pilgerweg.

Karfreitag in Brandenburg – von  Flatow nach Protzen (ca. 27 km)

Am nächsten Morgen machten wir noch schnell eine Runde um die Kirche, um den Staffelgiebel zu bewundern, der sich auf der Rückseite der Kirche versteckt.

Kirche in Flatow mit Staffelgiebel - Wilsnacker Pilgerweg
Kirche in Flatow mit Staffelgiebel
Es war herrlichstes Wetter. Sonne und blauer Himmel. Perfekt für den nächsten Wandertag.
Die ersten Kilometer führten uns durch den Wald und vorbei an Spargelfeldern. Der kurze Abschnitt auf der Landstraße war nicht weiter schlimm. Karfreitag, morgens um 10 in Brandenburg. Da gibt´s nicht viel Verkehr…
Als wir immer näher an das Storchendorf Linum rankamen, sahen wir auf dem Feld eine ganze Gruppe weißer Vögel sitzen. Doch das waren keine Störche, sondern Schwäne. Komisch. Da war ja nicht mal richtiges Wasser! Nur so ein flacher Tümpel. Das schien denen aber zu reichen und als sie uns bemerkten, flogen sie geschlossen auf ihr Wasserloch.
Schwäne kurz vorm Storchendorf Linum - Wilsnacker Pilgerweg
Schwäne kurz vorm Storchendorf Linum

Linum war wirklich ein Storchendorf, auch wenn die meisten Nester im Moment (noch?) leerstanden. Auch hier gab es wieder Staffelgiebel, gotisch und ziemlich beeindruckend. An den Kirchen kann man meistens ganz gut erkennen, welche Rolle diese (heute) kleinen Örtchen wohl früher mal gespielt haben. 

Kirche von Linum - Wilsnacker Pilgerweg
Kirche von Linum
Unser 2. Frühstück hatten wir dann ein wenig ungemütlich auf einer Bank vor der Kirche. Normalerweise ist auf der Hauptstraße des Ortes wahrscheinlich gar nix los, aber es muss wohl einen Unfall auf der Autobahn gegeben haben, sodass  sich eine endlose Autokolonne durch das Dörfchen schob und wir ganz schön was zu gucken hatten mit unserer Stulle in der Hand. Was wir erst später bemerkten: Nur 5 Minuten weiter gab es gleich mehrere süße Cafés, in denen man einen schönen Kaffee hätte trinken können.
Nun gut. Nicht zu ändern.
Wir wollten uns unsere ausgedehntere Mittagspause eh für Fehrbellin aufheben. In dem Städtchen erwarteten wir eine höhere Einkehrmöglichkeitendichte.  Doch zuerst ging es durch die Felder bis zu einem Kanal, dem wir die nächsten Stunden folgen sollten. Da kam ein bisschen ‚Great-Glen-Feeling‚ auf.
Immer am Kanal entlang - Wilsnacker Pilgerweg
Immer am Kanal entlang
Die Dörfchen Hakenberg und Tarnow ließen wir im wahrsten Sinne links liegen und freuten uns auf Fehrbellin. Auf dem Weg dahin träumten wir schon von Würzfleisch und Sahnetorte und konnten uns gar nicht so richtig entscheiden.
Das war dann auch erstmal nicht nötig. Nichts. Kein Restaurant, kein Café… Die langgezogenen Kilometer auf der ‚Einfallstraße‘ führten zuerst durch den Autowerkstattring, dann kam der Netto-Lidl-Gürtel, bis wir dasStadtzentrum mit der Kirche erreichten.
Tote Hose.
Zum Glück war das Wetter gut und es gab eine kleine Sitzgruppe auf dem Rasen vor der Kirche, die leider auch verschlossen war. Dann also doch wieder ein Mittagssnack aus dem Rucksack. Wohlweißlich hatten wir genug zu essen eingepackt.
Kirche Fehrbellin - Wilsnacker Pilgerweg
Kirche Fehrbellin
Als wir dann aber so ein bisschen frustriert da saßen und im Pilgerführer lasen, wie die Strecke weitergeht, stießen wir auf den verheißungsvollen Halbsatz: „…… gegenüber einer Eisdiele.“ Yeah!!!! Nix wie hin! Wie haben wir das nur vorher überlesen können? Mittag hatten wir ja nun schon und so fehlte noch ein schöner Nachtisch.
Und tatsächlich! Das Eiscafé hatte geöffnet. Wir konnten sogar draußen in der Sonne sitzen. Und es war ziemlich beliebt, Schlange stehen mussten wir auch. Aber egal! Es gab Eisbecher und bestimmt 10 verschiedene Torten! Sehr lecker, da hat sich das Warten gelohnt ? 
Blick auf Fehrbellin - Wilsnacker Pilgerweg
Blick auf Fehrbellin
Die letzten Kilometer, immer noch entlang eines Grabens, zogen sich trotz des schönen Abendlichts über der platten Graslandschaft. Nach weiteren 2 Stunden erreichten wir endlich Protzen. Dieses hübsche Straßendorf hat einige Sehenswürdigkeiten. Gegenüber der Kirche gibt es ein Torf-Dorf-Schulmuseum im alten Gutshaus der Familie Kleist und eine Trödelscheune. 
Wir gingen jedoch erstmal ziemlich müde zum Pfarrhaus, wo uns Herr Schulz den Gemeindesaal zur Verfügung stellte, da das Pilgerzimmer leider schon belegt war. Gesehen haben wir trotzdem keinen anderen Pilger. Es gab wieder keine Dusche, aber eine kleine Küche und eine warme Heizung. Was braucht man mehr?

Ostersamstag auf dem Wilsnacker Pilgerweg – von Protzen nach  Barsikow (ca. 16 km) 

Nach 10 Stunden Schlaf auf der Isomatte und einem entspannten Frühstück ging´s erst gegen 10 Uhr vor die Tür. Und am liebsten hätten wir uns gleich wieder in unseren Schlafsack gekuschelt.
Regen.
Und genau dieser Regen würde uns noch die nächsten Stunden begleiten.
Wir entschieden uns für einen Umweg durch die Felder, weil wir keine Lust auf mehrere Kilometer Landstraße bis zum nächsten Ort hatten. Bei schlechter Sicht durch den Regen und ohne Seitenstreifen ist das sicher weder für uns noch für die Autofahrer ein Vergnügen, wenn da zwei große rote Rucksäcke über die Straße wackeln.
Wir gingen also ein Stückchen zurück auf dem Weg von gestern und bogen dann in die Felder ein, wo wir wieder für mehrere Stunden einem Graben folgten. Das Wetter besserte sich nicht und der eiskalte Wind blies uns den Regen ins Gesicht.
Als wir in Garz ankamen, waren wir schon total durchnässt. Wir hatten eine klitzekleines bisschen auf die Möglichkeit gehofft, den im Wanderführer angepriesenen mittelalterlichen Wohnturm und das dazugehörige Gutshaus besichtigen zu können, aber natürlich war das ganze Gelände geschlossen.
Dafür stakste ein Storch direkt neben uns über den Sportplatz. Der half uns aber leider auch nicht viel. Die Kirche war ebenfalls zu und so blieb nicht viel, als uns bibbernd in die Bushaltestelle zu setzen und unser mitgebrachtes Essen zu knabbern.
Packt euch zu essen ein, wir laufen durch Brandenburg… 

Wäre das Wetter nicht so besch***** gewesen, hätten wir die folgende Strecke auf schönen Graswegen zwischen den leicht hügeligen Feldern sicher mehr genossen. Zwischen den knorrigen Bäumen waren immer wieder nette Rastplätzchen eingerichtet. Leider für uns im strömenden Regen nicht wirklich brauchbar, da sie nicht überdacht waren.

Irgendwann stießen wir aber auf den alten Pflasterweg nach Barsikow und konnten unsere Schlafstätte schon von weitem sehen – den Kirchturm der Dorfkirche von Barsikow.
Kirche Barsikow - Wilsnacker Pilgerweg
Kirche Barsikow
Die Gemeinde hat sich sehr dafür eingesetzt, dass hier eine Pilgerherberge aufgebaut wurde. Seit 2011 können 10 Pilger im Turm der kleinen Kirche schlafen und ein bisschen richtige ‚Camino-Luft‘ schnuppern.
Vor der Kirche angekommen, haben wir wieder den Pilgerverantwortlichen angerufen und schon bald kam der ältere Herr an und schloss uns die Kirche auf.
Der Vorraum wurde in den letzten Winterwochen als provisorischer Altarraum für Gottesdienste genutzt und für die nächsten Stunden sollte er unser Wohnzimmer sein.
Wie das Kirchen so an sich haben, war auch diese eiskalt. So wie wir. Keine so gute Kombi. Aber zum Glück gab es eine heiße Dusche und sogar eine kleine Küche mit Kochplatte, Wasserkocher und Teeauswahl. 

Die Einladung zum Osterfeuer mit Bratwurst schlugen wir aus, da wir mit unseren wenigen trockenen Klamotten nicht mehr raus ins Nasskalte wollten. Bock auf eine Wurst hätte ich aber schon gehabt.

Im Kirchturm von Barsikow - Wilsnacker Pilgerweg. Unser Wohnzimmer.
Im Kirchturm von Barsikow. Unser Wohnzimmer.
Nachdem wir alle 4 Mini-Heizlüfter voll aufgedreht und unsere nassen Sachen davor drappiert hatten, versuchten wir uns irgendwie mit heißen Getränken und Suppen warmzukriegen. Klappte nur bedingt und ich hatte schon ein bisschen Angst vor der Nacht im unbeheizten Turm eine Etage höher. Gemütlich war es da aber. Sogar frischbezogene Betten erwarteten uns. Zusammen mit weiteren Bettdecken aus den anderen Herbergsbetten, unserem Schlafsack mit Fleece-Inlet und allen Klamotten, die wir hatten, ging es dann in der Nacht recht gut. War fast ein bisschen zu warm. Allerdings drohten alle Körperteile, die man aus der Deckenburg kurz rausstreckte, sofort zu erfrieren. So ertrugen wir lieber die Hitze.

Ostersonntag in Brandenburg – von Barsikow bis Kyritz (ca. 20 km) 

Am Morgen erstmal wieder Heizlüfter an. Auch wenn wir nach dem  Schlafen nicht mehr so dolle frierten wie am Tag zuvor, kann so ein bisschen warme Luft zum Frühstück nicht schaden.

Noch schnell alles zusammengepackt und dann kam auch schon Herr Grützmacher „um uns rauszuwerfen“. Doch kurz bevor wir gehen wollten: „Ich kann euch doch nicht heute am Ostersonntag ohne Gottes Segen gehen lassen!“. Und da stand er nun vor dem provisorischen Altar, der nette Opa in Jack Wolfskin-Jacke und mit Toyota-Werbekappe und gab uns nicht nur die Tageslosung zum Ostersonntag, sondern auch noch einen richtigen Pilgersegen mit auf den Weg. Rührend schön.
Und dann ging´s raus ins Sauwetter.
Der Regen von gestern hat sich in Schneegestöber verwandelt und begleitete uns die nächsten Stunden. Dankend nahmen wir auch die Schlechtwetter-Empfehlung von Herrn Grützmacher an. Der untere Weg sei nach Regenfällen immer ziemlich modderig und wir sollten doch der Landstraße und später einem Plattenweg bis zur Kirche in Metzelthin folgen.
Selfie im Schnee. Wilsnacker Pilgerweg
Selfie im Schnee.
Auf dem offenen brandenburgischen Land kam der Schnee mittlerweile von allen Seiten und so waren wir, angetrieben von der Kälte, im Höchsttempo in Wusterhausen, wo wir Hoffnung auf eine kleine Kaffeepause hatten. Leider war hier aber am Ostersonntagmorgen nicht so viel zu holen und so blieb uns nach einem kurzen Besuch der Kirche wieder nur die Bushaltestelle.
Danach führte uns der Weg zum Klempowsee, an dessen Ufer man im Sommer sicher auch herrlich baden kann. Der Uferweg durch den Wald war sehr schön, auch wenn wir unter unseren Kapuzen nicht ganz so viel mitgekriegt haben.

Nach einigen Kilometern entfernte sich der Wilsnacker Pilgerweg wieder vom See und führte über eine schnurgerade Allee in Richtung Stadtzentrum Kyritz.

Kirche Kyritz - Wilsnacker Pilgerweg
Kirche Kyritz
Und die zog sich dann nochmal und tat unserer eh schon angeschlagenen Wandermoral nicht besonders gut. Als wir dann fast eine Stunde später den Marktplatz von Kyritz erreichten, stand unser Entschluss fest: Bad Wilsnack werden wir wohl ein andermal erreichen, aber nicht mehr an diesem arktischen Osterwochenende…
Zur Belohnung für unsere trotzdem gelaufenen über 80km gab es dann erstmal ordentliche Hausmannskost und noch einen Eisbecher zum Nachtisch.
Das Heimkommen gestaltete sich dann auch recht einfach. Von Kyritz mit dem Zug nach Neustadt/Dosse und weiter mit dem RE nach Berlin.
Doch eine nette Begegnung hatten wir noch.
Wir waren fast eine Stunde zu früh am Bahnhof und natürlich war die Wartehalle abgeschlossen. Da kam der Fahrdienstleiter höchstpersönlich aus seinem Häuschen und nahm uns mit in seine gemütliche Schaltzentrale. Und dann saßen wir da zwischen Gummibäumen und Weichenhebeln und quatschten über Gott und die Welt. Seit 44 Jahren arbeitet er nun schon hier im Schaffnerhaus und liebt seinen Job. Obwohl er Abi gemacht hat, konnte er sich nicht von seiner Heimatstadt losreißen und studieren. Versetzt werden wollte er nämlich auf keinen Fall. Nun genießt er noch die letzten Jahre bis zu Rente, verschlingt zwischen den Zugeinfahrten (an diesem Ostersonntag alle 2 Stunden) Bücher und sammelt die Bahnhöfe aller deutschsprachigen Städte in einer Exceltabelle auf seinem Laptop im Hinterzimmer. Manchmal braucht´s nicht viel. 
Wir haben schnell noch einen Osterschokololly von der Zugleiterin abgegriffen, die sich für ein Viertelstündchen zu uns gesetzt hatte und dann ab in den Zug nach Berlin.
Durch die Brandenburger Wälder - - Wilsnacker Pilgerweg
Durch die Brandenburger Wälder
[flint_blog_highlight highlight_style=“highlight2″ highlight_content=“Fazit:“][/flint_blog_highlight] Was habe ich geflucht unterwegs… Plattes Brandenburger Land, langweilige Plattenwege und dann auch noch Scheißwetter. Und doch bin ich total erholt und zufrieden in Berlin angekommen. Bei schönerem Wetter kann man den Weg sicher noch besser genießen und er ist die perfekte Auszeit für gestresste Stadtmenschen, ohne lange Anfahrt und ohne viel Schischi. Leider sind uns in vielen dieser kleinen Dörfer auf dem Wilsnacker Pilgerweg immer wieder Nazi-Flaggen und rechte Schmierereien begegnet. Das hat mich traurig und wütend gemacht, aber wir haben auch erfahren, dass nicht alle so denken… Waren es doch besonders die netten Leute in den Kirchgemeinden, die uns versorgt und aufgenommen und am Ende diese kleine Pilgerwanderung zu etwas ganz Besonderem gemacht haben. Danke! 
Dies war mein persönlicher Erfahrungsbericht. Alle praktischen Infos zum Weg findest du hier. (kommt bald)

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